irgendwas stimmt da nicht…
nach 7 Jahren und auch noch teilweise gebraucht gekauft, waren mal neue EZZY Cheetahs dran aus 2022. Kaputt sind die 2015er wirklich nicht, nur typische Beschädigungen, auch mal ein Flicken. Die Folie wird eben über die Jahre etwas trüber, meist durch mechanische Einwirkungen.
Was sagt EZZY auf der Homepage über das Cheetah 2022?
What feels different on this year’s Cheetah?
1) More compact
2) Lighter
3) More low-end power
The Cheetah takes less downhaul tension, which results in a fuller leading edge and improved low-end.
Also dann ran ans auspacken. Qualität der Segel, zwei Größen wurden erneuert 7.5 und 8.5, waren wie gewohnt sehr gut verarbeitet und im Details etwas besser als die zu ersetzenden Cheetahs aus 2015.
Alle Latten hatten eine Doppel-Zick-Zack-Naht. Bei den Cheetahs aus 2015 war ab den Latten über dem Gabelbaum nur eine Zick-Zack-Naht, die Folie ist in der Nähe der Masttasche, Stresszone, auch zur Naht beim 7.5er gerissen und musste repariert werden.
Das Material der Masttasche ist wesentlich fester und soll auch weniger Wasser aufnehmen. Das weiche aber trotzdem sehr widerstandsfähige PVC-Fenster ist weg und wird von X-ply Folie ersetzt. Das wird das Segel direkter machen und auch performanter, so von EZZY kommuniziert.
Downhaul tension – Vorliek Spannung – medium
The Cheetah takes less downhaul tension…
Das 2022er Cheetah möchte für die mittlere Einstellung „MED“ 12cm Verlängerung für den Mast und der Gabelbaum (216 -226cm) dafür etwa um die 220cm.
Das Vorliek wurde dann auf die Marke „MED“ des „factory settings“ von EZZY eingestellt.
Bei EZZY wird im Werk bei der Endkontrolle jedes Segel aufgeriggt und die optimale, dem Segel entsprechende Vorliek-Spannung durch eine Markierung am Vorliek, mit Klettband befestigt, angebracht. Diese Markierung hat 3 bis 5 Marken, für „MIN“ „MED“ „MAX“ in verschiedenen Abstufungen abhängig vom Segeltyp, und kennzeichnet mit den Marken damit das Ende des Mastes für die gewünschte Segelabstimmung. Genial einfach und nur bei EZZY, so braucht man sich nicht mit Knittermarken auf der Segelfläche rumschlagen. Das gilt erstmal ausschließlich für den Originalmast mit EZZY, aber andere Masten gleicher Biegekurven, NorthSails, Technospar sind genauso gut verwendbar.
Beim Gabelbaum ist eine ähnliche Vorgehensweise möglich, indem drei Fäden die zu holende Schothorn-Spannung zum Ende des Gabelbaums für die „MIN“ „MED“ „MAX“ Einstellung repräsentieren.
Man sollte beim Gabelbaum erst das Gabelbaumende mit dem entsprechenden Faden am Schothorn einstellen und dann in der Rastung fixieren. Manchmal liegt man zwischen dem Raster, da ist es notwendig den größeren Abstand zu wählen und das Schothorn nicht bis zum Anschlag des Gabelbaums zu ziehen.
Hier bin ich auf 222cm Gabelbaumlänge gegangen.
Die Fäden sind grau für „MIN“, schwarz für „MED“ und rot für „MAX“. Es stellt eine gute Orientierung dar, aber es ist hier in der Praxis öfters notwendig dem Wind entsprechend nachzutrimmen, meistens für Starkwind das Segel nach straffer zu ziehen wenn es zu viel Vortrieb entwickelt, bevor man eine kleinere Segelgröße wählt.
Segel ist fertig geriggt und…
sieht nicht nach einem EZZY Cheetah aus. Eher nach einem Low-Power-irgendwas-Segel.
Das Segel hat kein Profil, oder bessergesagt nicht das eines Cheetah. Die Latte über dem Gabelbaum schaut mehr als 1cm am Mast nach vorne raus. Das soll eine Medium-Wind Einstellung sein? Kann mir gar nicht vorstellen wie die Latte am Mast vorbeikommt wenn das Segel umschlägt. Sonst war bei EZZY immer viel Schothorn-Spannung nötig um frei rotierende Latten am Segel zu haben, jetzt alles anders mit mehr Performance im Low-end Bereich? Bei den 2015er Segeln im Wenig-Wind-Setting hatte ich nicht mal so eine verkorkste Einstellung, dass die Latte vor dem Mast steht.
Jetzt kann man das Argument „Segel bekommt ja erst durch den Wind das Profil“ gerne gelten lassen.
Es spricht aber etwas dagegen, dass die EZZYs immer dafür standen, ein Profil von Anfang an, ähnlich einem Camber-Segel, um eben bei niedrigen Wind sofort den Vortrieb parat zu haben.
Wenn das Segel an den Latten durchgedrückt wird, was dem aufgeladenen Segel vom Wind entsprechen würde, schlägt es schon im vorderen Bereich am Gabelbaum an und hat dann aber immer noch Luft in der Masttasche!
Der Gabelbaum (Technolimits) ist von 200 – 250cm einstellbar mit genügend Tiefe für ein Segel. Das Segel kann sich damit gar nicht voll entfalten oder ich benötige einen echt dicken tiefen Gabelbaum. In der mittleren Wind-Einstellung des Segels habe ich höchstens einen Kontakt des Segels mit dem Gabelbaum im hinteren Drittel bemerkt. Vielleicht soll ja der Gabelbaum das Segel profilieren 😉
Ich hatte dann die untere „MIN“ Einstellung mal aus Spaß gewählt und die Latten waren 2-3cm vor dem Mast. Das hat mich in meinem Glauben und Erfahrung mit den EZZY Cheetah ziemlich durcheinander gebracht.
Wie sieht nun die Lösung aus?
Viele Zweifel am 2022er…
Als Vergleich wird ein 8.5er Cheetah aus 2015 mit den „factory settings“ mit Einstellung „MIN“ aufgeriggt.
Sogar in dieser Einstellung sind die Latten knapp am Mast dran und nicht vor dem Mast. Das Segel hat ordentlich Profil und auch Luft in der Masttasche.
Schauen wir uns mal die Markierung der Werkseinstellung genauer an, wo ist sie bei den Varianten 2015 und 2022.
Die Markierung der Werkseinstellung liegt knapp 3cm unter der von 2015!
Beide Segel wurden ausgerollt aufeinander gelegt und ergaben keine andere Form im Vorliek. Auch die Masttasche ist nicht weiter oder enger, also krümmt sich der Mast gleichermaßen und spannt die Segel im Vorliek gleich.
Ich verändere die Markierung um diese ca. 3cm nach oben, von der Mitte des Rollenblockes sind es dann zur neuen „MED“ Marke 12cm. Ich nehme auch die Mastverlängerung wie beim 2015er Segel mit 15cm, 16cm kann ich einstellen, rigge das 2022er also mit den Werten des 2015er auf.
Die Schothorn-Spannung durch den Gabelbaum ist logischerweise dann auch mit den alten Werten einzustellen. Die Zwischenschritte spare ich mir jetzt darzustellen, hier das Endergebnis.
Ich denke das ist ein Ergebnis, wenn man die EZZY Cheetah Segellinie kennt, was man erwarten würde.
Die Detailaufnahmen vom Top zeigen die Loose Leech Knittermarken. Nimmt man den 2. Batten von oben als Orientierung, sieht man eine ähnliche Lage zum 2015er Segel. Das 2022er hat eben diese Markierung im Segeltop nicht mehr, was für eine Einstellung bei Verwendung von Fremdmasten hilfreich wäre.
Die Reflexion der Segel ist wegen Wolken leider sehr unterschiedlich und sieht die Knitter beim 2015er nicht so deutlich. Das 2022 fühlt sich von der Folie auch etwas steifer an, das 2015er ist wesentlich „dünner“ und zieht kleinere Falten.
Das gleiche Spiel wiederholt sich beim 7.5m². Hier sind es ca. 17cm Abstand „MED“ Markierung zur Mitte Rollenblock, ungefähr 2,5cm Korrektur zur alten Werksmarkierung. Die Mastverlängerung habe ich auch auf die 2015er Werte korrigiert mit 20cm statt 18cm.
Fazit:
Die höhere Low-End-Performance der 2022er Segel kann ich mir mit diesem „factory setting“ absolut nicht vorstellen, weder hat das Segel ein Profil, noch sind die Latten in der Lage bei diesem extremen Überstand in der Einstellung „MIN2“ zum Mast, überhaupt daran vorbeizukommen.
Ich bin es auch mit der „MED“ Einstellung bei wenig Wind gefahren, das Segel konnte gar nicht auf die andere Seite, nur mit Nachdruck von Hand. Es geht auch nicht, dass sich das Segel von wenig Wind so weit aufbläst um die Latten zurückzuziehen und am Mast vorbeizukommen, oder es sollte vielleicht doch ein Cambersegel werden, dann würde es funktionieren, da sich die Latten definiert am Mast abstützen.
Ist einfach nur die Mastmarkierung 2-3cm nach unten gerutscht um dann ein Low-End-Performance Segel zu bekommen?! So schnell definiert man Segel neu.
Da muss ich mal an EZZY schreiben…