Meine zwei Cambersegel 8,6m² und 6,5m² habe ich nach 2-3 Jahren Einsatz wieder verkauft.
Das 8,6er Gun Sails Sunray war bis dahin das meist gefahrene und hatte 2 Camber, also noch weit entfernt von den Performance Segel (Freerace) mit 4 oder mehr. Der Vortrieb und die Druckpunktstabilität waren ordentlich. Das Gewicht und das damit verbundene schlechte Handling aber leider auch. Das Segel war ausschliesslich aus Monofilm hergestellt.
Das 6,5er hatte 3 Camber, kam durch die Segelgröße bedingt weniger zum Einsatz.
Das spezielle der Cambersegel ist, dass durch die Camber ein Segelprofil ohne Winddruck erzeugt wird, da die Latten sich durch Kopfstücke (Camber) am Mast abstützen und eine Vorspannung erzeugen. Die Camber sind mit kleinen Rollen am Mast gelagert und ermöglichen damit das reibungslose umschlagen zur anderen Seite.
Das Segelprofil ist somit vorgespannt und erzeugt mit jedem Wind sofort Vortrieb. Camberssegel sind hauptsächlich Freeride-, Freerace- sowie Formular-Segel . Bei Wave- oder Freestyle-Segel benötigt man durch die Manöver eine Neutralstellung des Segels. Hier sind Camber nicht sinnvoll. Das Segelprofil wird dann erst durch den Winddruck erzeugt. Der Druckpunkt kann damit aber auch merklich wandern.
Durch ein paar Online Recherchen habe ich von früheren Segelherstellern erfahren, welche ein ausgeprägtes Profil auch ohne Camber im Segel haben. Zu nennen ist hier Sailworks (USA) und Ezzy(USA, Hawaii).
Wem es interessiert kann sich das ⇒ Sailworks Retro und ⇒ Ezzy Cheetah mal anschauen. Bemerkenswert ist, dass die Segelschnitte über Jahrzehnte fast unverändert und nur in den verwendeten Materialien modernisiert sind.
An Sailworks Segel ranzukommen ist in Europa recht schwer oder teuer, Ezzy war da schon etwas besser.
Nachdem ich mir also ein Ezzy 8,5m² Cheetah neu gekauft hatte, doppelter Preis vom 8,6er Cambersegel, war beim ersten Aufriggen die Überraschung … das Segelprofil.
Bisher kannte ich auch nur so einen fetten Bauch bei Segel mit Cambern. Dabei war es kein Original Mast, aber ein typische CC-Vertreter, wobei Ezzy angibt das CC-Masten von anderen Herstellern gut verwendbar sind.
Einen Vergleich mit Original Ezzy Mast gibt es ⇒ hier.
links Gun Sails Sunray 8,6 2013 (2 Camber), rechts Ezzy Cheetah 8,5 2015 (ohne Camber)
beide Segel haben 7 Latten, sind für mittleren Wind aufgeriggt nach Herstellerangaben (verwendete Masten beide Gun Sails SDM 490cm)
Das nächste war beim Anheben das geringe Gewicht. Die Verwendung von dünner Folie mit dichten Aramid bzw. Kevlarfäden für die Erhöhung der Zugfestigkeit bestimmt den hohen Preis gegenüber dem dicken unverstärkten Monofilm.
Auf dem Wasser erzeugt es gleichfalls sofort Zug wie das Cambersegel. Die Druckpunktstabilität des Ezzy Segels wurde mit der Verwendung des Originalmasts noch erhöht. Somit ist es die bessere Wahl zu einem Cambersegel für Hobbyfahrer.
Die Camber erzeugen für das Material und auch im Gebrauch einige Nachteile:
- der Mast wird durch des Rotieren der Camber in der Oberfläche stark beansprucht
- die Latten sind durch das Umklappen stärker gestresst vor allem kurz nach dem Camber
- die Camber müssen für gleichmässigen Druck mit Spacern an den Mast justiert werden
- der Camber kann u.U. am Mast vorbei rutschen , das Segel verliert die Form, der Camber stresst die Vorlieksbahn
- Die Masttasche im Segel ist größer und füllt sich mit Wasser, welches bei Wasser- oder Schotstart erst ablaufen muss
Der Gewinn an Leistung von „normalen“ Cambersegeln für den Freeridebereich ist marginal. Der geringe Krafteinsatz bei Segel ohne Camber bringt mehr Spass und die Segel <9m² lassen sich durchaus auch in böigen Bedingungen gut beherrschen. Vorausgesetzt die Segel-Mast Kombination stimmt.